
Bis zur Mittagsstunde würde noch etwas Zeit sein, um ein kleines Frühstück einzunehmen und letzte Dinge für die Hochzeit zu besprechen. Ich weckte meine Braut mit einem Kuss auf die Wange und wartete auf sie, sodass wir gemeinsam hinunter in den Schankraum gehen konnten. Gimal erwartete uns bereits und lächelte, als er uns wahrnahm. Vor ihm lagen zwei faustgroße, eiförmige dunkelgraue Steine auf dem Tisch. Als wir uns ihm gegenüber setzten, erkannte ich auf dem einen Objekt aus Granit feurigrote Einschlüsse, von dem anderen reflektierte das Umgebungslicht grün. Gespannt schauten wir auf die dunklen Hände des Steinformers, der beide Steine wie eine Schmuckschachtel öffnete. Unter den runden, polierten Deckeln lagen auf einem weichen schwarzen Stoffpolster die bearbeiteten Schmucksteine in dem ausgehöhlten Granit. Aus dem Bernstein hatte Gimal ein rundliches Juwel erschaffen, dessen Sichtfläche ein regelmäßiges Siebeneck darstellte, das ruhig schimmerte. Der Smaragd hingegen strahlte mit voller Pracht, selbst in der gedämpften Beleuchtung der Taverne. Der funkelnde Stein sah aus wie ein kleiner Stab aus grünem Licht, der jeden Sonnenstrahl für sich tausendfach in seinem Inneren brach und reflektierte. Der facettenreiche Schliff des schmalen Juwels übertraf alles, was ich bisher in meinem Leben gesehen hatte. Linnarhan verlor sich förmlich beim Betrachten des Kleinodes. Verträumt lächelte sie vor sich hin.
„Gimal, diese beiden Schätze sehen wundervoll aus. Wir sind dir zu großem Dank verpflichtet. Deine Arbeit ist meisterhaft.“, dankte ich dem Erschaffer der Schmuckstücke überschwänglich. Erst als er die Schatullen wieder verschlossen hatte, regte sich die Elfin wieder und fand Worte: „Deine Arbeit hat mich tief in ihren Bann gezogen. Es ist fantastisch, was du vollbracht hast. Ich danke dir von Herzen.“ Er wollte uns die beiden Schachteln aus Granit bereits übergeben, was wir beide entschieden ablehnten. „Bitte reiche sie uns bei der Zeremonie, dabei werden wir sie uns als Bindungsgeschenk übergeben. Damit wollen wir deine Arbeit auch vor den Gästen ehren.“, warf meine Braut ein. Ich nickte nur, denn ihr Einfall sagte auch mir sehr zu. Gimal lächelte und steckte die beiden Behälter aus Granit ein. Ergriffen sagte er: „So werden wir es machen. Es freut mich, dass ich meinen Beitrag zu eurer Vermählung leisten konnte und ich möchte mich dafür bedanken, dass ich an der Zeremonie teilhaben darf.“
Ich wandte mich an Daluwen, die elfische Wirtin, um Frühstück zu bestellen, die schnell unseren Wünschen nachkam und bald darauf frischen Kräuteraufguss zum Tisch brachte. Etwas Brot und Aufstrich halfen gegen den aufkeimenden Appetit, bevor wir uns wieder dem ereignisreichen Tag widmeten. Linnarhan verabschiedete sich bald aus der Gaststube und flüsterte mir erneut etwas von einer Überraschung ins Ohr. Leichten Fußes ging sie ihrer Wege.
Ich beschloss, mir anzusehen, wo die Feier stattfinden sollte, Gimal willigte ein, mich zu begleiten.
Wir gingen die Straße bergauf, bis wir an einen gepflasterten Platz am Waldrand kamen, auf dem großer Trubel herrschte. Dort bauten Zwerge und Elfen einen Pavillon auf, der die halbe Freifläche einnahm. Sie zogen eine helle Stoffbahn über das Gerüst aus Holzpfählen, um die sich Ranken wanden. Die andere Hälfte des Platzes sollte für eine fahrbare Küche, einen Grill und einen Ausschank genutzt werden, etwas Raum für die Musiker und zum Tanzen sollte auch gelassen werden. Ich sah Khûna, die mit Pelok dafür sorgte, dass alles an den von ihr vorgesehenen Ort kam. Olthek und Imus luden Tische und Bänke von einem Karren ab und brachten die Möbel zum Pavillon. Dort kümmerte sich Spigna um die richtige Positionierung. Ich freute mich sehr zu sehen, mit welchen Eifer meine Freunde ihren Aufgaben nachgingen. Ohne mich weiter bemerkbar zu machen, trat ich den Rückweg an, denn der Mittag nahte langsam. Gimal leistete mir weiterhin Gesellschaft.
In der Taverne erfrischte ich mich ein letztes Mal und rasierte mich, bevor ich in meine besten Sachen schlüpfte. Ich trug die schwarze Hose aus Sajranzizar, ein helles Leinenhemd und eine dunkelgraue Weste mit gestickten Blumen am Kragen. Natürlich durfte meine Schiebermütze nicht fehlen. Die leise Aufregung in mir schwoll an, meine Hände begannen leicht zu zittern, als ich mit dem Steinformer zur Klippe ging, wo die Zeremonie stattfinden sollte. Ich war mir sicher, dass Linnarhan dort rechtzeitig erscheinen würde, obwohl wir den gesamten Vormittag nicht miteinander verbracht hatten.
Viele Leute hatten sich auf den Weg zum Felsen gemacht, um der Trauung beizuwohnen. So viel Publikum hatte ich nicht erwartet und meine Nervosität nahm zu. Auf der Felszunge sah ich alle vier Mitglieder des Stadtrates an einem Podest stehen, das mit bunten Blumen geschmückt worden war. Ich ging auf sie zu und begrüßte sie förmlich. „Ich freue mich, dass ihr hier seid und Linnarhan und mich auf diesen Weg begleitet. Das bedeutet mir viel.“, drückte ich meine Dankbarkeit aus und stellte ihnen Gimal vor und beschrieb seine Rolle. In dem Moment, als die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, erschollen Fanfaren hinter mir und ich schaute vom Felsen hinunter.
Eine schlanke Elfin mit langem dunkelblondem Haar, das vorn über ihrer Schulter lag, schritt mir entgegen. Ihr Gesicht war von der Kapuze eines grünen Samtumhangs umrahmt, der goldene Muster trug. Als sie neben mir stand, nahm ihr Rognil, der hinter ihr gegangen war, den Umhang ab. Mir stockte der Atem. Linnarhan stand einfach nur da, lächelte mich an und ich konnte meinen Blick nicht mehr von ihr abwenden. Sie trug ein Kleid, das sowohl ihre Figur betonte, als auch würdevoll ihre Ausstrahlung hervorhob. Wie hellgrüne Meereswellen wallten die Ärmel des Kleides hinab und einem frühlingshaften Windhauch gleich wehte ihr zarter Duft zu mir. Diese Überraschung war ihr wirklich gelungen, denn in meinen Augen glich sie einer Naturgöttin. Filoscha hatte sich vor uns auf das Podest gestellt und hielt eine ellenlange geflochtene Kordel mit beiden Händen in die Höhe und eröffnete damit die Zeremonie.
„Volk von Amon Calen, Elfen und Zwerge. Wir haben uns heute zur Mittagsstunde hier auf unserem geweihten Felsen versammelt, um Daril, Sohn des Redin und Linnarhan, Tochter Haldors in den Bund der Ehe zu begleiten. Ihre Entschlossenheit konnte ich spüren, als sie mich gestern aufsuchten und um die Zeremonie baten.“, leitete sie das Ritual ein, dann bat sie: „Reicht euch die Hände.“ Wir drehten uns einander zu und kamen der Aufforderung sofort nach. Dabei sahen wir uns tief in die Augen, als die Ratsfrau die Kordel um unsere ausgestreckten Hände legte. „Ich bezeuge hiermit euren Willen, eine innige Bindung einzugehen. Sprecht eure Gelübde und zieht den Knoten fest, der euch verbindet.“, wies sie uns zum nächsten Schritt an.
Linnarhan begann: „Daril, Sohn des Redin. Vor vielen Jahren waren wir uns zum ersten Mal in der Enklave der Ersten begegnet. Seitdem hegte ich Gefühle für dich. Nach unserem erneuten Aufeinandertreffen hier in Amon Calen erlebten wir viele gemeinsame Stunden und durchstanden mit unseren Freunden ein gefährliches Abenteuer. Das alles festigte meine Liebe zu dir. Ich will nun den für mich wichtigsten Schritt tun und deine Frau werden. Liebe und Vertrauen sollen unser Fundament sein. Ich gehöre zu dir.“, dann zog sie an dem losen Ende der Lederschnur, das auf ihrer Seite hing.
Ich räusperte mich und sprach meine Worte: „Linnarhan, Kind Haldors. Auch ich habe unser erstes Treffen nie vergessen. Die Erinnerung an dein Lächeln ließ mich in manch einsamer Nacht ruhig schlafen. Dass wir uns hier, fern der Wälder des Ostens wiedersehen würden, hatte ich mir damals nicht erträumen können. Dein Erscheinen bescherte mir größtes Glück. Deine Hingabe und Fürsorge überwältigen mich jedes Mal und an jedem neuen Morgen verliebe ich mich wieder in dich. Ich gehöre zu dir.“ Auch ich zog am meinem Ende die Kordel fest.
Filoscha legte nun ihre Hand auf unsere. „Ich bezeuge eure Liebe und übergebe euch das Band, das euch an diesen Moment erinnern soll.“, sagte sie feierlich, nahm das geflochtene Lederband von unseren Händen ab und übergab dieses an uns. Dann winkte sie Gimal heran, der in seinen Händen die Schmuckbehälter aus Granit hielt. Die Zwergin entfernte die Deckel, der Steinformer hielt mir den Smaragd und Linnarhan den Bernstein entgegen. Gleichzeitig entnahmen wir die Schmuckstücke. „Als Zeichen ewiger Liebe.“, sagten wir im selben Moment und reichten uns die Steine. Klatschen und Johlen erklang hinter uns und auch die Fanfaren ertönten erneut, als ich mich auf das Podest stellte und wir uns den Kuss gaben, der die Zeremonie besiegelte. Damit waren Linnarhan und ich verheiratet.
An den Händen haltend gingen wir langsam den Felsen wieder hinunter, unseren Freunden und den Einheimischen entgegen, die uns freudig empfingen und Glückwünsche zuriefen. An meiner rechten Seite erschien Khûna, die lachend sagte: „Ich bringe euch zum Festplatz. Wir haben einiges für euch auf die Beine stellen können.“ Dann lief die zusammen mit Pelok an die Spitze des Zuges und führte die Gesellschaft den Berg hinauf. Gerade als der Pavillon in Sicht kam, setzte Musik ein und die Menge teilte sich vor uns, um uns bis an unsere Ehrenplätze zu leiten. Linnarhan und ich setzten uns mittig an die Tafel, an der auch alle Mitglieder unserer Gruppe Platz nahmen. Die anderen Leute verteilten sich auf dem Festplatz. Hin und wieder kamen Bewohner der Stadt, um uns viel Glück zu wünschen. Banduil und Galrond aus der Schmiede besuchten uns und Khûnas Lehrmeister freute sich, dass meine Liebste die Spange aus Silberstahl in ihrem Haar trug. Später wirbelte das Baumwesen Ponhorg durch das Zelt und rief: „Alles Glück und meinen Segen für das Paar!“, dann huschte er von dannen.
Es wurde Abend und rot verabschiedete sich die Sonne hinter dem dichten Wald. Die Rankenlichter spendeten ihr warmes Licht, als die vier Herrschaften des Rates der Druiden Amon Calens an unserer Tafel erschienen und uns ihre Wünsche übermittelten. Pelok, Khûna, Spigna und Olthek überließen ihnen ihre Plätze, sodass die Druiden sich uns gegenübersetzen konnten. Draußen wurde weiterhin fröhliche Musik gespielt und ich sah, wie die beiden Paare begannen, dazu zu tanzen.
„Ihr werdet uns schon bald wieder verlassen, hörte ich.“, sagte Dorik zu mir. Der ältere Zwerg in seiner grünen Robe verzog kurz seinen Mund, dann nickte er mir zu. Ich erwiderte sein Nicken und erklärte, was wir vorhatten. „Wir müssen zu den Feuerlenkern gelangen, um unsere Aufgabe zu erfüllen. Es ist wichtig, alle Zwerge wieder zusammenzubringen. Sobald alle Kontakte geknüpft sind, möchte ich, dass sich alle Clanführer in Takal Dûm treffen, um zu beraten wie der weitere Austausch untereinander in Zukunft aussehen soll. Ich wünsche mir, dass die Stadt der Ahnen wieder lebt und kein Relikt unserer gemeinsamen Vergangenheit bleibt.“ Der Ratsherr und seine Amtskollegin Filoscha nickten bedächtig. „Ein edles Unterfangen, Daril. Wir unterstützen euch dabei und werden dem Ruf in die Heimat folgen, sobald er uns erreicht.“, versprach Filoscha. Die beiden Elfen bekundeten ihr Verständnis. Elengruin fasste es in Worte: „Ihr seid ein ehrenhafter Zwerg, Herr Daril. Möget ihr alle zusammen eure Mission erfolgreich fortführen.“ Lächelnd bedankte ich mich für die wohlwollenden Worte. „Es freut mich zu wissen, dass ihr uns unterstützt. Morgen werden wir wieder aufbrechen und versuchen, die Feuerlenker ausfindig zu machen. Über ihren Verbleib ist uns kaum etwas bekannt, da sie sich wohl absichtlich zurückgezogen hatten.“, erklärte ich kurz und atmete durch. Linnarhan erhob sich. „Vergesst nicht, dass wir eine Hochzeit feiern. Komm liebster Zwerg, lass uns tanzen!“, durchbrach sie die ernste Stimmung am Tisch und zog am Kragen meiner Weste. Mit einer kleinen Verbeugung entschuldigte ich mich bei unseren Gästen und folgte meiner Elfin auf die Tanzfläche vor dem Pavillon.
Die Musikanten ließen ihr Lied ausklingen, ehe sie zu einem neuen Stück ansetzten. Eine dunkelhaarige Elfin spielte auf einer Flöte, ein glatzköpfiger Zwerg mit dichtem rotem Bart begleitete sie auf einer Trommel und ein Baumgeist fiedelte auf einer Geige. Wir stimmten uns mit den anderen Paaren ab und bildeten eine Gasse auf dem Tanzparkett, ehe die Tanzenden sich die Hände reichten und ihre Schritte der flotten Melodie anpassten. So ausgelassen hatte ich Linnarhan bisher nie gesehen und erfreute mich daran, an ihren Glück teilhaben zu dürfen. Wir wirbelten herum bis das Lied ausgeklungen war, dann gingen wir außer Atem zu unserem Platz zurück, wo ich einen großen Schluck aus meinem Bierkrug nahm.
Die Nacht brach herein und der Festplatz leerte sich zusehends, bis nur noch Linnarhan, ich und unsere Gefährten zusammen am Tisch saßen und einen letzten Krug leerten. „Morgen setzen wir unsere Reise fort. Ich weiß nicht, was uns erwarten wird, doch gemeinsam werden wir jede Hürde überwinden. Die Agâr ’ursul warten auf uns. Wir werden herausfinden, was mit den Feuerlenkern los ist.“, versuchte ich meine Freunde zu motivieren. Alle hoben ihre Krüge zur Mitte und wir stießen an. „Khazâd ikhdishabí!“ (Zwerge vereinigt euch erneut!), riefen wir wie aus einer Kehle. Jeder leerte seinen Humpen in einem Zug und knallte ihn auf die Tischplatte. Wir grinsten und lachten uns an, dann gingen wir gemeinsam den Berg hinunter zur Taverne, um uns zur Nachtruhe zu begeben.
„Ich habe mir überlegt, den Bernstein mit einem Stück der Kordel zu verbinden. Unser Bindungsgeschenk soll mich immer begleiten, daher will ich es als Kette um meinen Hals tragen. So wirst du immer nah an meinem Herzen sein, Liebste.“, teilte ich meine Überlegungen Linnarhan mit. Sie lächelte und sagte: „Das ist ein schöner Einfall, mein Ehezwerg. Aus dem Smaragd möchte ich einen Ring machen lassen. Ich kann ihn am Finger tragen oder auch auf das Band fädeln und ebenfalls bei meiner Brust wissen. Morgen können wir einen Handwerker aufsuchen, der uns dabei hilft. Komm, leg dich zu mir.“ Der liebevollen Aufforderung kam ich gern nach. Wir küssten uns innig und schliefen bald darauf eng aneinander gekuschelt ein.
Bewölkt begann der neue Tag, den wir nach der Völlerei des vorigen Abends nur mit einer Tasse heißen Kräuteraufgusses einläuteten. Ich wandte mich an Daluwen, die ihren Dienst in der Taverne verrichtete: „Werte Wirtin, kennt ihr einen Handwerker, der sich auf Leder und Schmuck versteht?“ Die Elfin überlegte kurz, dann lächelte sie und meinte: „Nahe der Schmiede findet ihr einen Laden, in dem man euch weiterhelfen könnte. Hirûn ist eine eigenwillige Kunsthandwerkerin, die gern Neues probiert.“ Diesem Hinweis gingen Linnarhan und ich nach und suchten das Geschäft auf.
Die Elfin klopfte an die angelehnte Tür des Ladens und trat ein, ich folgte ihr. Drinnen saß eine Frau mit wallendem grünen Haar auf einem Schaukelstuhl und knüpfte mit flinken Fingern ein buntes Flechtband. Wir sahen ihr zu, bis sie ihren Blick auf und richtete. „Kann ich etwas für euch tun?“, fragte sie und legte ihre Arbeit in ihrem Schoß ab. „Daluwen aus der Taverne hat uns euch empfohlen, da wir aus den Gaben unseres Bindungsrituals gern Schmuckstücke hergestellt haben möchten. Ich hoffe, dass ihr das für uns tun könnt, werte Hirûn.“, trug die Elfin unser Anliegen der Frau vor, die weder Elf noch Zwerg war. Ihre Haut schaute wir die Rinde eines Baumes aus, was mit ihrem Haar in Einklang stand. Abschätzend betrachtete sie uns, dann sagte sie: „Zeigt, was ihr habt.“ Wir präsentierten der Künstlerin die geschliffenen Steine und die Lederkordel, dabei erklärten wir ihr unsere Vorstellungen. „Ich kümmere mich darum. Bis zum Mittagessen sollte ich soweit sein.“, versprach sie, was mich erstaunte, denn viel Zeit würde bis dahin nicht vergangen sein. Wir ließen unsere Steine in der Obhut der Dame und verabschiedeten uns bis zum Nachmittag.
Draußen auf dem Platz, an dem Hirûns Geschäft lag, hielt meine Liebste inne. „Sie ist eine Waldnymphe. Erstaunlich, dass sie unter unseresgleichen lebt.“, bemerkte sie, was mich beruhigte. Nymphen galten als ruhige Naturgeister mit magischen Kräften und großer Weisheit. Wir gingen gemächlich zum Festplatz, wo bereits aufgeräumt wurde. Unsere Gefährten unterstützen die Leute Amon Calens bei den Arbeiten. Zügig war der Pavillon abgebaut, auch alle Tische und Bänke wurden schnell auf die Karren verladen und zurück in ein Lager in der Nähe verbracht. Zu guter Letzt halfen Linnarhan und ich beim Fegen des Areals. Mit dem Ende der Arbeit kehrte auch ein Anflug von Hunger zurück. Wir gingen mit Rognil, Imus, Khûna, Pelok, Olthek, Spinella und Gimal wieder zur Taverne, um ein Mittagessen einzunehmen. Dort erzählte Linnarhan ihnen was gerade mit unseren Bindungsgeschenken geschah, die wir nach dem Mahl abholen wollten. Am Nachmittag wollten wir zur Bahnanlage gehen, um die nächste Etappe zu beginnen.
Während unsere Freunde sich auf die Abreise vorbereiteten, besuchten die Elfin und ich noch einmal Hirûn. Diesmal klopfte ich an die offene Tür, die Waldnymphe rief uns herein und hielt die beiden schimmernden Steine an zwei geflochtenen Lederbändern in die Höhe. Der glitzernde Smaragd war an einem Ring befestigt, wie die Elfin es sich gewünscht hatte. Der schimmernde Bernstein befand sich auf einer kleinen Metallplatte mit Ösen, durch welche sie mit der Lederkordel verbunden war. Beide Lederbänder gingen in feine Metallketten über, die mit Verschlüssen versehen waren. Hirûn legte uns die Ketten in die Hände und sagte: „Ich hoffe, ihr findet Gefallen daran. Es war mir eine Freude, dem jungen Paar ihre Wünsche zu erfüllen. Seht es als Hochzeitsgeschenk. Nun geht.“ Etwas schroff, doch liebenswert machte sie uns damit klar, dass sie keine Entlohnung erwartete und das Geschäft abgeschlossen war. Ich legte meiner Ehefrau die Kette mit dem Smaragdring um, wobei sie vor mir kniete, was mir die Aufgabe sehr erleichterte. Sie wiederum beugte sich zu mir herunter, um mir die Bernsteinkette anzulegen. Nun war auch ich bereit, meine Sachen für die Weiterreise zu packen, auch wenn ich den Abschied von meiner Liebsten gern hinauszögern wollte.
Als alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, trafen wir uns mit unseren Kameraden im Schankraum der Taverne. Der Zeitpunkt der Abreise war gekommen. Ich drückte Linnarhan fest an mich, die mir einen Kuss auf den Kopf drückte. Dabei glaubte ich zu spüren, wie einige Tränen aus ihren Augen auf mich tropften. Sie wollte in die Knie gehen, doch ich erklomm kurzerhand einen Stuhl, um ihre Tränen zu trocknen. „Wir sehen uns wieder, liebste Eheelfin.“, gab ich ihr mein Versprechen und küsste liebevoll ihre Lippen. Ein letztes Mal umarmten wir uns, bevor meine Gefährten zum Aufbruch drängten.
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